- Syrlin
- Syrlin,1) Jörg, der Ältere, Bildschnitzer und Bildhauer, * Ulm um 1425, ✝ ebenda 1491, Vater von 2). Ausgehend von N. Gerhaert von Leyden und der niederländischen Malerei (R. van der Weyden), schuf er - nach traditioneller Auffassung - 1468 den Dreisitz und 1469-74 das Chorgestühl für das Ulmer Münster (doppelreihig mit 89 Sitzen), das in seinem klaren Aufbau, seinem umfassenden Programm (Zeugen des Alten und Neuen Bundes) und seiner differenzierten künstlerischen Gestaltung das bedeutendste Chorgestühl der deutschen Gotik ist; die Wangenbüsten der heidnischen Weisen und Sybillen, der Propheten, Apostel und Märtyrer, in denen sich die theologische und humanistische Bildung der Zeit widerspiegelt, zeigen eine reiche Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten. - Nach neueren Untersuchungen scheint Syrlin Altäre u. a. in Auftrag genommen (seine Signatur stände dann für Werkstattarbeit) und die bildhauerischen Arbeiten dafür weitervergeben zu haben. Die Wangenbüsten des Ulmer Chorgestühls stammen möglicherweise von Michel Erhart (Vater von G. Erhart). Nicht von der Hand Syrlins wären dann auch die Statuen des Christoffelbrunnens am Weinmarkt und des Fischkastens in Ulm (1482; Originale im Ulmer Stadtmuseum).2) Jörg, der Jüngere, Bildschnitzer und Bildhauer, * Ulm um 1455, ✝ ebenda nach 1521, Sohn von 1); war Zunftmeister in Ulm (1493 zuerst erwähnt) und führte mit den Bildhauern Nikolaus Weckmann (tätig 1481 bis 1526) und C. Langeisen die Werkstatt des Vaters weiter. Sie stellte v. a. Chorgestühle (1493 im Kloster Blaubeuren) und Altarfiguren her (v. a. die fünf Figuren für den Hochaltar der Pfarrkirche in Bingen bei Sigmaringen).
Universal-Lexikon. 2012.